Reise am 3. Mai 2007 mit dem Fahrrad von Holland über die Heide (Uelzen/Celle), Berlin, Frankfurt/O in meine alte Heimat im Osten; ehemals Brandenburg, dem östlichen Oderbruch - jetzt auf polnischem Gebiet frei zugänglich. 

Der Kreis
hat sich geschlossen - ich habe es wiedergefunden - Gräden, meinen Geburtsort.
Um es vorweg zu sagen, der Platz wo es mal war, ist noch da, die beiden großen Seen auch noch. Der Sand auch noch, die absolute Ruhe auch noch - mit dem Ruf des Pirols (GoldAmsel) und dem Geruch der harzigen Kiefern zur passenden Temperatur des Monats Mai.
Die Erinnerung an damals kam sofort wieder. 
Auch die Erinnerung, wie mich meine Schwester (+16 Jahre) im FahrradKorb am Lenker mit in die Pilze nahm.
Die Schwester, die mir ein paar Jahre später nach der Umsiedlung an den Niederrhein (Hünxe) recht derbe das aktive Denken und Lesen (was Mensch im Leben braucht) beibrachte.

Aber von den Häusern, vom Dorf sind nur noch einige 
Schutthaufen/Steinhügel übrig. Etwa einen Meter hoch, dort wo mal unser Haus stand, total überwuchert mit neuen Kiefern und Birken-Gestrüpp - alle Häuser. Teilweise sind die Kellermauern noch zu erahnen. Die ehemalige Dorfstraße ist jetzt Waldweg. Das Dorf wurde zum Urwald. Ein handgroßes Stückchen Kachel von unserem weißen Kachelofen (obendrauf wurden im Winter die Bettdecken zum Aufwärmen gelegt) liegt jetzt hier in meinem Bücherregal. 
Wer nicht weiß, dass dort mal ein blühendes Dorf war, der sieht vielleicht noch ein Fragment, und fragt sich, wie so ein vergammelter Pfosten wohl dahin kommt. Mitten im Wald, gut fünf Kilometer von allem entfernt.

Vom ehemaligen Schloss existieren nur noch die zerborstenen Pylone der Hofeinfahrt. Hinter diesen Fundamenten der Einfriedungsmauer sind teilweise 
auch noch die Abwasserkanäle erhalten; weil sie unterirdisch angelegt waren. 
Dort wachsen Bärlapp und Brennnesseln.

Der ehemalige Steingarten beim Schloss ist im Moor des Flüsschens Eilang (Ilanka) versunken, ist wieder zu Urwald geworden. Eichen, Kiefern und Pappeln stehen dort; Nutzbäume (Pfirsich, Birne, Apfel, Kirsche, …) keine mehr. Nur unser großer Kirschbaum im Garten steht noch und sieht auch relativ gesund aus. Von den Pferde-, Schweine- und HühnerStällen ist nichts 
mehr da. Vom Garten und den Spargel- und KartoffelBeeten ist auch nichts mehr übrig; jetzt wächst dort Birkengestrüpp.

Durch diesen Garten wurden wir vom russischen Militär ausgetrieben; und damit es schneller ging, wurde auf uns geschossen. Es war Winter mit sehr hohem Schnee. 

Der Friedhof als Hang am Dorfweg ist zerwüstet noch da, aber keine Menschenseele mehr. Bis auf einige Grabräuber, die die Gräber und Gruften wirklich ausgebuddelt haben - und die wohl Fingringe, Goldzähne und Schmuck gebraucht haben. 
Die Kirche ist einfach weg, eine Stufe des Portals liegt noch dort.

Das bewegt den Wanderer doch heftig. Über diese Geister mitten im Urwald wird sich ein möglicher Pilger wohl wundern.

Hier einige Bilder