Wie aus dem Weihnachtsmann der Weihnachtsdödel wurde.
Es begab sich zu der Zeit,
als die Deutsche Post eine Outsource-Firma namens DHL beauftragte, ihre Pakete zu transportieren. Das war zwar eine zunächst lobenswerte, aber dennoch keine so gute Entscheidung, wie wir heute wissen.
Das wusste bald auch der Weihnachtsmann, der es sich eigentlich schon bequem und schön wohnlich eingerichtet hatte in seiner eiskalten Butze. Deswegen hat er auch immer Mantel, Mütze und Stiefel an. Immer, auch nachts, ja dann besonders.
Wie dem auch sei, um sich den Bobbes beim Rumfaulenzen nicht abzufrieren und um der Kalamität, verursacht durch das etwas voreilige und unbedachte Einspannen der DHL-Crew zu umgehen und auszubügeln, beschloss er, seine Dienste wieder zu aktivieren. Anstelle in Frührente zu bleiben. Er wollte es den Jungs noch mal so richtig zeigen, wo Michel den Most hinbringt. Eben wo DHL seine Pakete hinbringen sollte. Dazu sah er zur jährlichen Weihnachtszeit, auf die er ja früher mal geeicht war, eine gute Möglichkeit.
Zu Ehre der DHL gereicht, dass sie es meistens schafften, sogar innerhalb sehr kurzer Zeit. Der Weihnachtsmann wollte also nur helfend eingreifen.
Gedacht, geplant, gesagt, notiert und auch getan.
Ein paar gehörnte Motorbienen aus dem Opelzoo angeheuert (als Externe). Den eingemotteten Lastschlitten der Marke Toyota wieder aus der Remise geholt, kirschrot gestrichen. Einen Satz Leder besorgt, frisch gewichst. Die Versicherungsprämie gezahlt. So viel war gerade noch in seiner Strandkasse. Und schon konnte es losgehen. Und wie gut das ging!
Zunächst jedenfalls.
Wie auch die DHL es gehalten hatte, so geriet unser Weihnachtsmann auch bald in Zeitnot. Sein Budget war nämlich nicht unbegrenzt. So musste er selbst die kleinste Drecksarbeit selber verrichten. Was ja bekanntermaßen weder für die Laune am Job noch für zukünftige Investitionen und geplante Rücklagen sehr förderlich ist.
Es kam wie es kommen musste, der Weihnachtsmann geriet nicht nur auf krumme Gedanken, sondern auch auf Abwege. Statt wie alle anderen Verkehrsteilnehmer die ein- oder ausgefahrenen Wege zu nutzen, ging es nun querfeldein – ja gar durch die Luft.
Querfeldein mag vielleicht nicht alles sagen; denn es ging auch durch den Wald, also querwalds. Und wie man in den Wald hineinfährt, so kommt man selten heraus. Auch unser Weihnachtsmann war davon betroffen. Man beachte das Bild auf der letzten Seite unten. Nämlich hatte er sich auf die Durchfahrtshöhe des Standardmaßes 4,50 Meter (imperialmäßg 14-3/4 ft) verlassen. Der Wald trog jedoch. Und es erwischte ihn in vollem Trab seiner Motorbienen der Donnerbalken einer Tanne etwas unterhalb seiner Gusche. Und flugs wurde er gar derbe aus dem Sitz gehoben. Sein Mißfallen konnte er nicht mehr kund tun. Nur die Motorigen bemerkten die Erleichterung. Und zogen frohen Mutes, und eingedenk des näheren Endes der täglichen Dienstzeit zügig und flott durch. Was sie dann auch bald außer Ruf- oder besser Schrei-weite ihres abgehobenen Führers brachte.
War das noch nicht genug Unbill, so stellte sich zu allem noch heraus, dass der gewesene Master des Universums (vulgo Weihnachtsmann) das Einwickelpapier für die Lasten, die Geschenke, bei sich hatte. Und das auch prompt bei ihm blieb eben wegen der Hängetour.
Schweren, jedoch auch frohen Mutes ließ dieser Weihnachtsmann sich herab - erst vom Donnerbalken jener Tanne, dann auch noch zum Besuch eines Zahnarztes, der gerade in der Nähe, von finanzieller Not getrieben, eine Weihnachtstanne mopsen wollte.
Von den Motorbienen und dem Schlitten nebst Inhalt fehlt seitdem jede Spur.
Alles musste jetzt selbst und ohne Helferlein fußig erledigt werden. Und die Auslieferungen standen mehr als einmal auf der Kippe, ob's überhaupt noch was würde.
Und so muss der Weihnachtsmann -das Wort enthält sowieso schon eine dreideutige, für ihn weniger schmeichelhafte Bedeutung- sich jetzt nämlich Weihnachtsdödel rufen lassen.
So kann es gehen wenn die lichte Durchfahrtshöhe nicht ausgeschildert ist.
Und somit sind immer die anderen Schuld, nämlich die Deutsche Post und DHL.